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Schlaganfall und Wandern
Wandern hilft vor und nach einem Schlaganfall und kann die Heftigkeit und Auswirkungen positiv beeinflussen. Aber war? Das erfahrt ihr hier.
Schlaganfall – Von Mücke und Tücke
Ja, dies ist meine Story und ich bin ein Glückspilz. Ich war nicht der Typ schlank, drahtig, sonnengebräunte Lederhaut, lange Haare und 35. Das war der junge Mann neben mir, der vielleicht Dachdecker war. Sagen konnte er mir das nicht, er konnte nicht einmal mehr schlucken, war halbseitig gelähmt und ansonsten bei vollen Bewusstsein. Er musste voll gepflegt werden und obwohl sein Gesicht halb gelähmt war, konnte man erkennen, wie unangenehm ihm diese Hilfsbedürftigkeit war. Das Bild als seine Frau und Kind ins Zimmer kamen… lassen wir es dabei. So hätte es bei mir auch aussehen können.
Bei mir war das das linke Bein angeschlagen. ich hatte Defizite von etwa 20% in der Hüfte, 50 im Knie und 80% im Fuß. Vielleicht hat das Wandern schlimmeres verhindert und danach als Reha extrem gut getan. Warum das so ist, hat mir meine Physiotherapeutin erklärt und das gilt nicht nur für die Wanderer.
Viel Spaß bei diesem Artikel.
Erkenntnis: Nach viel Arbeit kommt viel Freizeit.
Wenn man es übertreibt, nicht auf Signale hört… dann holt dich deine Gesundheit ein.
Zu spät – So fing es an…
Es hätte schlimmer kommen können, viel schlimmer. Denn eigentlich ging es mir gut und die Symptome waren so gering, dass ich sie nicht einmal ansatzweise für ein Problem hielt. Es war 22.30 Uhr, ich lief in die Küche und machte mir einen Tee. Während das Wasser zu kochen begann, bekam ich ein leicht schwammiges Gefühl in den Knien. Ich scherzte noch mit Manu, dass es lustig sei und hampelte rum. Ich legte mich dann mit meinem Tee auf die Couch, schaute noch etwas TV und ging ins Bett..
Auch sonst war nichts, was auf einen Schlaganfall hingedeutet hätte. Kein Schwindel, Übelkeit oder Störungen. Wird man älter, zwickt es hier und dort schon einmal Da macht man nicht aus einer Mücke einen Elefanten. Schon gar nicht, bei so leichten Symptomen. Was für ein tragischer Fehler… und es rächt sich….
Am nächsten Morgen war das linke Bein völlig ohne Motorik… ab zum Hausarzt. Bis dahin dachten wir noch an eine Auswirkung eines Zeckenbisses, den ich mir vor 4 Wochen eingefangen hatte. Das hätte gut in den Zeitrahmen gepasst.
Beim Hausarzt war man dann schon besorgt und schwupps, kam ein Rettungswagen.
Zu spät….
Einen Tag später war klar, es war ein leichter Schlaganfall durch ein Blutgerinsel. Damit war auch klar, ich hätte gleich den Notarzt rufen müssen. Die Lähmung im Bein womöglich vermeidbar gewesen.
Diagnose
Konsequenz: Linkes Bein teilweise gelähmt. Hüfte 20%, Knie etwa 50% und Fuß etwa 80% geschädigt.
Laufen: Ging noch etwas über die Hüfte, sogar ohne Krücken. Aber eher schlecht als recht.
Merke: Leichte Schlaganfälle können extrem tückisch sein und verehrende Schäden anrichten.
Wandern – Darum hilft es vorher perfekt
Das Wandern hilft mir gerade enorm
Wer viel wandert ist trittsicher, was nicht zuletzt durch das Training kommt. Das Gehirn wird dabei ebenfalls trainiert, so meine Physiotherapeutin. Die motorischen Fähigkeiten werden auch über das Gehirn gesteuert und je besser diese sind, desto größer ist der Bereich für Bewegung im Gehirn. Daher ist Training und alles was mit koordinierter Bewegung zu tun hat, positiv. Beim wandern, laufen, joggen usw. braucht es besonders bei Pfaden und unwegsamen Gelände viel Koordination. Da wächst dieser Bereich besonders.
Der Clou: Der beschädigte Bereich beim Schlaganfall bleibt immer gleich groß. Nur ist er prozentual kleiner, wenn der Bewegungsbereich größer ist. Damit steigen auch die Chancen, dass die Auswirkungen kleiner sind.
Später habe ich eine Jui Jitsu Kämpferin getroffen und auch diese Sportarten brauchen viel Koordination. Sport ist also auch da sehr gesund.
Merke: Präventiv ist Wandern und Sport ein Mega Vorteil.
Der Effekt nach dem Schlaganfall
Der größere Bewegungsbereich / Motorik im Kopf ist auch nach dem Schlaganfall ein Vorteil. Da ein Teil des Gehirns ja nicht mehr funktionsfähig ist, können das benachbarte Bereiche übernehmen. Es ist eine fantastische Eigenschaft des Gehirns, aber man muss es wieder lernen. Der größere Bereich kann das besser umsetzen und ist darauf ja bereits etwas trainiert.
So ist der Reha-Prozess deutlich effektiver.
Tipps bei leichteren Auswirkungen:
- Laufe lieber langsam und achte dafür mehr auf den korrekten Bewegungsablauf
- Hör auf deinen Physiotherapeuten
- Lieber öfters kleine Runden drehen, als zu frühe Gewaltmärsche
- Nach dem Krankenhaus, wenn du draußen unterwegs bist, geh nicht alleine oder nimm zumindest ein Handy mit
- Nimm Krücken oder wenn es später passt Wanderstöcke mit. Wanderstöcke können auch als Backup in einem Rucksack sein.
- Es gibt leichte Faltstühle für eine Pause
Psyche
Meine Ärztin war ziemlich erstaunt, wie locker ich das genommen habe. Es bringt ja auch nichts, deswegen rum zu heulen… es ist wie es ist und ich wird hier in der Uniklinik bestens versorgt. Viele nette Pfleger, Schwestern und Ärzte, die das mit meiner Wanderei cool finden und sich Tipps holen. So kann ich mich für die angenehme Betreuung revanchieren.
Schon am nächsten Tag sagte mein Oberarzt: Mit Training bekommen wir das wieder hin, ohne das etwas zurück bleibt.
Selbst Tage nach dem Fiasko sehe ich alles positiv. Es hätte mich auch deutlich schwerer treffen können, da ich im wichtigen Zeitraum geschlafen habe und der Schlaganfall in aller Ruhe wüten konnte. Wenn ich mir die möglichen Schäden ansehe, dann ist die Beinlähmung das geringste Übel. Auch wenn jetzt einiges anders ist, die Aussichten sind gut.
Ich bin nun 3 Tage in der Überwachungsstation, was mir echt schwerfällt. Aber dank netter Gespräche, ist es etwas erträglicher. Viele hier wandern auch gerne und / oder haben auch einen Hund.
Gefühlt ein dutzend Kabel fesseln mich an das Bett, wo ich viel lieber laufen würde.
8 Tage Krankenhaus
Ich liege nun seit 4 Tagen auf Normalstation. Derweil setzen die Krücken Staub an, da ich lieber ohne laufe. Mittlerweile kann ich mir Kaffee holen, ohne das ich etwas verschütte. Ich glaub nicht, wie schwer das am Anfang war. Aber da ich zu allen Untersuchungen laufe, sofern man das Laufen nennen kann… werde ich sicherer. Vor allem kann ich nun meinen Fuß schon ganz leicht anheben, was man für die typische Rollbewegung im Fuß braucht.
Heute, knapp ein Jahr später
Es war richtig, sich nicht verrückt zu machen. Viel habe ich geändert, abgenommen, lebe ruhiger und es geht mir so gut wie schon lange nicht mehr. Mein Bein hat sich sehr gut erholt, ich kann wohl einen Halbmarathon wandern, nur Höhenmeter kann ich hier nicht trainieren, da klemmt es etwas.
Eine starke Unterstützung kam natürlich von Manu. Sowohl als ich im Krankenhaus war, als auch bei Terminen zu denen ich musste. DANKE!
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