Fotoguide für den Bergurlaub: Wie sich der Schlern am besten einfangen lässt

Die schroffe Silhouette des Schlern gehört zu den bekanntesten Fotomotiven in den Südtiroler Dolomiten. Schon von Weitem wirkt das Massiv beeindruckend, aber erst mit dem richtigen Licht, dem passenden Winkel und etwas Geduld entsteht daraus mehr als nur ein hübsches Erinnerungsfoto. Wer mit Kamera oder Smartphone unterwegs ist, kann den Schlern auf ganz unterschiedliche Weise ins Bild setzen – dramatisch, sanft, grafisch oder sogar abstrakt. Es lohnt sich, Zeit und Blick für Details mitzubringen.

Der erste Eindruck: Weite suchen, Tiefe schaffen
Gerade im Bergurlaub neigt man dazu, sofort das Hauptmotiv zu zentrieren. Aber das allein reicht selten für ein stimmiges Bild. Viel spannender wird der Schlern, wenn ihr ihn in eine Landschaft einbettet. Vordergrund – Mittelgrund – Hintergrund: Diese einfache Regel sorgt dafür, dass Tiefe entsteht. Ein altes Zäunchen, ein verwitterter Baumstamm oder auch eine Weide mit grasenden Kühen können dem Bild eine zweite Ebene geben. So wirkt der Schlern nicht losgelöst, sondern eingebettet in seinen Lebensraum.

Wenn ihr mit dem Bild erzählen wollt, wo ihr seid, reicht der Berg im Hintergrund nicht. Der Blick durch einen Holzbalkon, ein Fensterrahmen oder unter einem Astbogen hindurch kann helfen, das Motiv mit dem Ort zu verbinden. Es geht nicht um spektakuläre Postkarten, sondern um Bilder, die Atmosphäre transportieren.
Licht ist alles: Morgennebel, Schattenrisse und Sonnenkanten
Ein Hotel mit Aussicht auf den Schlern bietet nicht nur ein gutes Motiv – sondern auch perfekte Bedingungen für golden hour, Bergsilhouetten und Lichtstimmungen, die mehr sind als nur Kulisse. Besonders morgens, wenn sich Nebelschleier durch das Tal ziehen, kann die Stimmung fast mystisch wirken. Später am Tag wird das Licht härter, die Kontraste stärker. Dann lohnt es sich, mit Schattenrissen zu spielen: Der Schlern als schwarze Form vor hellem Himmel, vielleicht mit einem einzelnen Baum als Gegengewicht.
Auch der Sonnenuntergang kann spannend sein, vor allem, wenn die letzten Strahlen einzelne Felsen zum Leuchten bringen. Ihr müsst nicht zwangsläufig auf die perfekte Position warten – oft genügt es, zur richtigen Zeit in der Nähe zu sein und ein wenig zu experimentieren.
Perspektivenwechsel: Nah ran, weit weg, quer gedacht
Oft lohnt sich der Blick abseits des offensichtlichen Aussichtspunkts. Statt dem typischen Panorama lohnt es sich, bewusst ungewöhnliche Perspektiven zu suchen. Fotografiert ihr von weiter unten, wirkt der Schlern noch massiver – ein echtes Statement im Bild. Von einem Hochplateau aus hingegen verschmelzen Form und Horizont. Wer mutig ist, kann den Fokus auch mal ganz woanders setzen: auf eine Blume im Vordergrund, während der Schlern nur unscharf im Hintergrund auftaucht. So entsteht Tiefe ohne Dominanz.
Ihr müsst auch nicht immer horizontal fotografieren. Ein Hochformat kann helfen, den vertikalen Charakter des Berges zu betonen – gerade in Verbindung mit einem steilen Hang oder einem Pfad, der sich ins Bild zieht.

Wetter macht Stimmung: Nicht nur bei Sonnenschein
Klarer Himmel bringt Farben zum Leuchten, aber Wolken und Regen machen Bilder spannender. Gerade bei wechselhaftem Wetter ergeben sich oft dramatische Kontraste. Die Felswände wirken dann kantiger, der Himmel lebendiger. Auch Nebel kann ein Segen sein: Er nimmt dem Bild Härte, sorgt für weiche Übergänge und legt einen fast geheimnisvollen Schleier über die Szenerie.
Auch bei grauem Himmel lohnt es sich, nicht sofort die Kamera wegzupacken. Durch Lichtlücken oder Regenpausen entstehen oft unverhofft intensive Momente. Wenn ihr wetterfest unterwegs seid – und euer Equipment geschützt ist – lassen sich gerade dann sehr ausdrucksstarke Bilder einfangen.
Schwarzweiß oder Farbe? Beides hat seinen Reiz
Nicht jedes Bild muss in satten Farben glänzen. Manche Motive entfalten in Schwarzweiß sogar mehr Ausdruck – vor allem, wenn Licht und Struktur im Vordergrund stehen und sind ein tolles Urlaubssouvenir. Der Schlern mit seinem schroffen Grat eignet sich ideal dafür: In monochromen Aufnahmen treten Linien und Formen stärker hervor.
Wer hingegen auf Farbfotografie setzt, sollte gezielt nach Farbtupfern suchen – etwa Almblumen, farbige Kleidung oder das changierende Licht der Dämmerung. Solche Akzente machen das Bild lebendig und brechen die Dominanz der natürlichen Grau- und Grüntöne.

Technik-Tipps für unterwegs: Handy oder Kamera?
Eine gute Aufnahme hängt weniger vom Equipment als vom Auge ab. Moderne Smartphones liefern inzwischen erstaunlich gute Ergebnisse, vor allem bei Tageslicht. Wer allerdings mit Tiefenschärfe, RAW-Formaten oder langen Belichtungen arbeiten möchte, ist mit einer System- oder Spiegelreflexkamera flexibler. Entscheidend ist, dass ihr euer Gerät kennt – und nicht erst auf dem Berg herausfinden müsst, wie der manuelle Fokus funktioniert.

Kleine Dinge groß inszenieren
Manchmal erzählt ein Detail mehr als ein ganzes Panorama. Ein Wasserglas mit Schlern-Spiegelung auf der Hüttenterrasse, das Fensterkreuz eines alten Bauernhofs mit Blick auf den Berg, eine spiegelnde Pfütze nach dem Regen – solche Motive sind oft schnell übersehen. Sie wirken aber oft persönlicher als das hundertste Weitwinkelbild vom Gipfel.
Solche „Nebenmotive“ entstehen nicht durch Planung, sondern durch Aufmerksamkeit. Wenn ihr die Kamera mal für ein paar Minuten beiseitelegt, nehmt ihr vielleicht mehr wahr – und entdeckt später das bessere Motiv im Unerwarteten.
Nachbearbeitung: Weniger ist oft mehr
Wer seine Bilder später am Bildschirm bearbeitet, sollte Fingerspitzengefühl mitbringen. Ein bisschen Kontrast, etwas Nachschärfen, vielleicht eine leichte Anpassung der Farbtemperatur – mehr braucht es oft nicht. Zu starke Filter oder HDR-Effekte lassen das Bild schnell künstlich wirken. Der Schlern hat genug Charakter – den muss man nicht übertünchen.