Polen erlaubt das Wildcampen im Zelt

Stay The Night

Trekkingfreunde aufgepasst, in Polen darf man nun in 425 Waldgebieten wild zelten! Zugegeben, so liberal wie in Scandinavien ist es nicht, aber zumindest findet man überall ein Wald, wo man zelten darf. Auf der Karte mit den erlaubten Trekkingplätzen ist das gut sichtbar.
Bisher hatte man dafür nur einige wenige Trekkingplätze in Kooperation mit Sachsen und dem Forststeig. Vielleicht hat man da bereits gute Erfahrungen mit dem Trekking gemacht. Das man nun auch noch das Zelten erlaubt, ist eine fantastische Idee.

Wild Zelten

Die Überlegungen dazu gab es schon länger und man musste Wege finden, die mit der Gesetzgebing zusammenpassen. Dahinter steckt auch die Erkenntnis aus Corona 1 im Pilotprojekt, dass im letzten Jahr, viele Menschen die Natur öfters genießen wollen und bevor jeder macht was er will, hat man sich beim polnischen Staatsforst“ Lasy Państwowe“ eine gute Strategie zum wild zelten überlegt. Da wünscht man sich, dass auch in Deutschland einige Politiker so clever wären. Zumindest haben wir in Bayern, Rheinland-Pfalz und anderen Forsten die Trekkingplätze.
Am 21.11.2019 startete das Pilotprojekt Night in the Woods dazu und lief bis zu 23.11.2020. So konnte man pünktlich zur Saison das projekt am 1. Mai 2021 starten.

Wildzelten in Polen 1Details zum wilden Zelten

Wie darf man übernachten?

• Zelt
• Es gehen auch große Familienzelte
• Tarp / Plane
• Hängematte / Hammock
• Unter freiem Himmel / Auf einer Luftmatratze

Was darf man nicht:

• Unterstand aus Holz bauen

Damit ist der Weg frei zum Zeltabenteuer. Einfach mal raus, die natürliche Freiheit genießen und die Zivilisation hinter sich lassen. Das einfache Biwakieren wird damit zum kleinen Ersatzabenteuer.
Vor allem dürfte es für den Naturschutz wichtig sein, denn wer seine Zeit im Wald verbringt, wird die Natur viel mehr schätzen lernen. Das gilt besonders für die Kinder.

Regeln für die Übernachtung im Zelt

Die fallen recht kurz aus und beruhen eher auf der Basis von Anstand.

• Am wichtigsten ist die Karte, wo man alle Wälder findet, die bei diesem Programm mitwirken. Diese sind Gelb und Orange gekennzeichnet.
• Man sollte den Platz IMMER so verlassen, wie man ihn vorgefunden hat. Andere sollten nicht erkennen, dass hier jemand gezeltet hat. Das sollte selbstverständlich sein.
• Kein frisches Holz hacken, nur vom Boden sammeln.
• Auch sollte man sich ruhig verhalten und nicht lauter sein wie eine nette Lagerfeuerrunde.
• Bis zu 9 Personen dürfen als Gruppe zusammen biwakieren. Ab 10 Personen muss man sich beim örtlichen Forstamt anmelden.
• Feuer ist grundsätzlich untersagt, aber die Orange gekennzeichneten Wälder sind zumindest für einen Kocher zugelassen und es gibt einige wenige Feuerstellen die genutzt werden dürfen.
• Ansonsten darf man bis zu 2 Tage übernachten, was ich sehr cool finde. So kann man eine Rundwanderung machen oder einen Ruhetag einlegen. Auch das ist bei Trekkingtouren wichtig.
• Es gibt ausgewiesene Zonen, die nicht betreten werden dürfen. Haltet euch bitte daran.

Die Karte für die polnischen Wälder

Die ist interessant gemacht. Denn es gibt nicht nur die erleubten Wälder, sondern noch Zusatzinformationen. So sind die Erlaubten Wälder gelb gekennzeichnet, die mit Feuer Orange.
Dazu kommt ein Filter, wo man sich auch Trekkinkrouten, touristische Ziele und Forstamtsgrenzen anzeigen lassen. Gerade bei Gruppen kann letzteres sehr hilfreich sein. Insgesamt bietet die Karte für das Zelten viele nützliche Infos. Dazu gehören auch Parkplätze in der Nähe, was sehr hilfreich für eine Route ist.
Ihr findet die Karte für die polnischen Trekkingcamps / Wälder hier: https://www.bdl.lasy.gov.pl/portal/mapy-en?t=0&ll=19.412949%2C52.001221&scale=4622324&map=8%2C0.7&layers=76%2C77&basemap=2&extwms=&hist=

wildzelten karte polen

Was kostet die Übernachtung beim wilden zelten?

Die Übernachtungen sind kostenfrei! Zumindest nach Stand Mai 2021.

Welche Informationen bietet der polnische Forst?

Die haben einen Facebookkanal, wo sie regelmäßig zum biwakieren Beiträge einpflegen. Naja, ich verstehe nur einzelne Brocken, wodurch mir meist der Zusammenhang fehlt. Wer Chrome nutzt, kann sich aber zumindest die Beschreibungen übersetzen lassen. Aber ist erst einmal ein guter Service.

Auch die Karte ist eine gute Informationsquelle. https://www.bdl.lasy.gov.pl/portal/mapy-en?t=0&ll=19.412949%2C52.001221&scale=4622324&map=8%2C0.7&layers=76%2C77&basemap=2&extwms=&hist=

Auf der Webseite vom Staatsforst findet man immer wieder gute Beiträge dazu, Diese sind auch in Englisch, können aber auf deutsche Sprache umgestellt werden. https://www.lasy.gov.pl/en

Corona

Aktuell zählt Polen noch zum Hochinzidenz-Gebiet. Es kann daher sein, dass ihr in Polen und Deutschland unterschiedliche Maßnahmen braucht. Bei der Einreise nach Polen wird sicherlich ein aktueller Test oder Impfausweis nötig sein. Vielleicht lassen die auch die Luca App gelten. Am besten ihr geht auf die aktuellen Infos vom auswärtigen Amt oder nutzt Google.
Einreise wird auch geprüft und kann auch zu Quarantäne führen. Auch hier müsst ihr euch aktuell erkundigen.

Trekking in Deutschland

Es wäre natürlich zu schön, wenn es in Deutschland ein ähnliches Konzept geben würde. Einige Forste wie in Rheinland-Pfalz und Bayern sind da Vorreiter und stellen zumindest Trekkingplätze an beliebten Wanderwegen zur Verfügung. Die sind natürlich auch besser ausgestattet, kosten aber eine kleine Übernachtungspauschale. Das man das freie biwakieren erlaubt, selbst in einzelnen Wäldern sehe ich aber nicht.

Obwohl das Übernachten im Wald in Deutschland grundsätzlich erlaubt ist, solange man nur unter freiem Himmel schläft. Ich könnte also fast überall meine Luftmatratze ausbreiten und nächtigen. Dann könnte man uns doch auch etwas Stoff in Form eines Zeltes gönnen. Naja, dann würden es wohl viele tun und überhandnehmen. Aber vielleicht helfen die Erfahrungen, die man in Polen sammelt.

Außerdem habe ich so meine Zweifel was Müll und Naturtoiletten angeht. Richtige Trekkingfreunde betrifft das nicht, aber wenn die breite Masse kommt… schwer einzuschätzen.

Fazit

Der Vorstoß von Polen zu einem liberaleren Umgang mit den Biwakieren ist grandios. Angefangen vom Pilotprojekt und den Erfahrungen, ist es nun ein mögliches Abenteuer ohne Ansteckungsgefahr. Man kann die Natur genießen und lernt sie so auch schätzen.

Dennoch gehört auch etwas Disziplin dazu. Keine will Naturtoiletten, Müll oder zerstörte Bäume. Das gehört sich nicht und wildzelten lebt auch davon, dass man unbemerkt bleibt. Ich hoffe, dass es die Menschen einsehen und sich an diese einfachen Anstandsregeln beim zelten halten.

Aber grundsätzlich ist das Projekt ein sehr guter Ansatz. Vielleicht auch, weil das Biwakieren mit Minimalismus einhergeht. Du kannst natürlich halb Amazon leer kaufen und dich auf alles Mögliche vorbereiten, wirst aber schnell am Rucksackgewicht merken, dass weniger mehr ist. Auch das gehört zu den Erfahrungen dazu.
Dank Karte, Videos und weiteren Informationen, kann sich jeder gut vorbereiten.