Die Wahl des richtigen Stockes ist nicht einfach und so habe ich einmal 20 wichtige Informationen zu Stöcken zusammengefasst.Bei Fragen helfen wir auch gern im Nordic Walking Forum weiter:
Nordic Walking Stöcke
1. Warum Nordic Walking Stöcke?
Es liegt an der Funktion, welche die richtige Technik maßgeblich unterstützt und somit auch die vielen gesundheitsfördernden Aspekte zur Geltung bringt. Man wird schnell feststellen, dass es eine große Auswahl gibt und dabei vieles zu beachten ist.
Auch wenn man wissenschaftlich festgestellt hat, dass die Gelenkentlastung bei Weitem nicht so hoch ist, sollte man sich als Einsteiger und Profi eines vor Augen halten, nämlich dass die Belastung auch nicht wesentlich höher ist als es die Gelenke durch den Alltag gewohnt sind (abhängig vom Tempo) und zum Beispiel wesentlich geringer als beim Joggen.
Die Stöcke kann man daher als Trainingsgerät bezeichnen, denn erst dadurch wird die Oberkörpermuskulatur in den Bewegungsablauf richtig einbezogen.
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2. Die richtige Länge
Historisch gesehen, soweit man es nach dieser doch recht kurzen Zeit so nennen darf, ging die Faustformel von Körperhöhe x 0,7 auf 0,68 und dann auf 0,66 zurück. Diese sind aber nicht mehr als eine Empfehlung und berücksichtigen kaum die persönlichen Faktoren wie Schrittlänge, Armlänge und Technik. Aber nur mit der korrekten Länge kann die Halbkreisbewegung und das Öffnen der Hände wirklich auf gesundem Niveau ausgeführt werden.
So hat man auch den optimalen Schub und der Oberkörper einen runden Bewegungsablauf. Daher ist der Weg zu einem Sportfachgeschäft oder Trainer sicherlich sinnvoll und trägt zum Laufvergnügen bei.
3. Verstellbare oder feste Größen?
Besonders in der Anfangsphase von Nordic Walking wurden von den Discountern gern verstellbare Wanderstöcke und ähnlich unbrauchbare Varianten mit fragwürdiger Qualität auf den Markt geworfen und so hat sich ein sehr ablehnendes Bild bei vielen eingeprägt. Mittlerweile gibt es nur noch eine kleine Auswahl verstellbarer Stöcke wie die von EXEL oder LEKI und da gibt es qualitativ nichts auszusetzen. Einzig die Funktionen sind unterschiedlich.
Feste Größen sind die am meisten verkauften Stöcke und werden von den Verkäufern oder Trainern an den Kunden angepasst. Der größte Unterschied liegt dabei im Schaft, wobei ich nicht die Verstellbarkeit meine, sondern das Material und dessen Qualität, welche besonders das Schwingungsverhalten beeinflusst. Verstellbare brauchen zwei Materialien für den Schaft. Diese werden durch einen Schraubdübel verbunden.
Aber ein solcher Dübel würde Carbon zum Splittern bringen, daher ist der obere Teil aus Aluminium und der untere dann aus Carbon. Dieses macht den Stock hoch belastbar und erzeugt nur wenig Eigenschwingung.
Verstellbare Stöcke sind nicht nur besser zu transportieren, sondern können sehr individuell an das Laufverhalten angepasst werden. Dazu zählen Faktoren wie Laufgeschwindigkeit, oder ob man bergauf/bergab geht oder mal mit einer Gruppe etwas gemütlicher laufen möchte. Dabei gibt es zwei Varianten.
LEKI setzte schon bei Wanderstöcken das verstellbare System von 100 bis 135 cm ein, welches sich im Mittelteil des Schaftes befand. Dieses gibt es mittlerweile in den unterschiedlichsten Ausführungen und ist eine bewährte Technik.
LEKI und EXEL setzen zusätzlich auf eine weitere Variante und haben kurz unter dem Griff eine Verstellmöglichkeit von +/- 5 cm eingebaut, ebenfalls mit der bewährten Dübeltechnologie.
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4. Schaftmaterial
Meistens wird hier Carbon eingesetzt, das sehr leicht ist und in verschiedenen Qualitäten erhältlich, welche insbesondere für das Schwingungsverhalten wichtig sind. Setzt man einen Stock auf den Boden und schiebt sich nach vorn, spannt sich der Stock wie ein Bogen. Beim Beenden der Schubphase schwingt er nach. Je höher die Qualität des Carbons, desto weniger schwingt der Stock nach. Besonders bei längeren Touren wichtig.
Dann gibt es noch Glasfaserschäfte, welche zwar schwerer als Carbon, aber grundsätzlich gut geeignet sind. Besonders Discounter setzen diese ein und nach meinen Tests sind diese mit Abstand das Beste, was ein Discountstock zu bieten hat. Glasfaser ist robust, schwingt kaum nach und hält quasi ewig.
Bei Aluschäften scheiden sich bei mir etwas die Geister. Ich habe verschiedene getestet und sie sind grundsätzlich gut. Besonders bei verstellbaren in Kombination mit Glasfaser wirklich zu empfehlen. Reine Alustöcke waren mir etwas zu steif, da diese nicht wirklich nachgeben beim Aufsetzen. Allerdings empfanden einige Teilnehmer das etwas höhere Gewicht als sehr angenehm, quasi ein zusätzlicher Trainingseffekt.
5. Der Gummipad
Für alle Nordic Walking Stöcke gibt es Gummipads. Diese sind in erster Linie dazu da, um das klappernde Geräusch der Stöcke auf festem Untergrund wie Asphalt zu dämpfen. Je nach Qualität können sich diese auch schnell abnutzen. Auf Wald- und Wanderwege eignen sich diese jedoch nicht.
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6. Die Schlaufen
Im Grunde gibt es 3 Arten von Schlaufen, sowie einige nicht brauchbare Varianten von Billigstöcken, um Patente zu umgehen. Das sind Daumenschlaufen, Handgelenksschlaufen und abnehmbare ( dazu später mehr ).
Die ersten Nordic Walking-Stöcke kamen von EXEL und hatten die Handgelenksschlaufe, bei der man von unten durchgreift, den Griff in die Hand nimmt und den Klettverschluss schloss. Um die richtige Technik zu ermöglichen, knickte dann der obere Teil des Griffs nach innen weg. Damit lag der Stock beim Loslassen des Griffs am hinteren Scheitelpunkt optimal zwischen Daumen und Zeigefinger.
Bei der Daumenschlaufe wurde der Daumen und das Handgelenk umschlossen und man war zwischen Daumen und Zeigefinger mit dem Griff verbunden. Damit alles gut passte, brauchte man nur den Klettverschluss zu schließen.
Beide Schlaufensysteme waren gut, allerdings setzt auch EXEL nun auf die Daumenschlaufe.
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7. Abnehmbare Schlaufen
Die ersten Nordic Walking-Stöcke mit abnehmbaren Schlaufen kamen von LEKI mit ihrem Trigger-System, was wirklich gut funktionierte. Das System war sehr praktisch, man kam schnell rein und raus und es war sehr stabil. Viele andere Hersteller zogen nach, beispielsweise Karhu, KV2, Balanced, EXEL und ein paar andere.
Diese sind nicht zuletzt sehr praktisch und ich nutze diese auch seit vielen Jahren und empfehle sie gern weiter.
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8. Schlaufengrößen
Die Stöcke werden mit mittleren Schlaufengrößen geliefert. Wer aber kleine oder große Hände hat, kann bei einigen Herstellern Schlaufen in anderen Größen nachbestellen.
Die Schlaufen selbst kann man über die Befestigung am Griff noch auf die Handgröße einstellen.
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9. Die Griffe
Eine der wichtigsten Komponenten für unbeschwertes Walken sind die Griffe, welche man ständig in der Hand hat. Diese sind allgemein als Oval gearbeitet und passen sich so sehr gut an die Handfläche an. Die größten Unterschiede liegen dabei im Material und. Diese können aus Plastik, Gummi, Kork oder besonderem Schaumstoff bestehen.
Das Material sollte in erster Linie griffig sein, da man unterwegs auch schwitzt. Hier liegen die größten Vorteile von Kork und Schaumstoff, die mit dieser Feuchtigkeit am besten zurecht kommen. Dadurch ist auch der Tragekomfort sehr hoch. Besonders bei tiefen Außentemperaturen sind sie sehr angenehm und rechtfertigen so den höheren Preis.
Plastik und Gummi findet man daher vorzugsweise in den Einsteigermodellen. Diese sind deswegen nicht schlecht, aber wer plant öfters zu laufen, sollte sich den Schritt zu Kork oder Schaumstoff überlegen.
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10. Spitzen
Diese sind weitgehend aus Widia-Stahl, einem besonders gehärtetem Stahl, und können verschiedene Formen haben. Besonders häufig sind dabei spitz zulaufende Spitzen, welche tief in den Boden eindringen können, auch bei festem Untergrund wie planierten Waldwegen. Aber auch im Winter auf Winterwanderwegen dringen sie tief ein und geben den nötigen Halt.
Einige Hersteller nutzen Spitzen, die rund gearbeitet sind und spezielle Muster aufweisen und sich dadurch gut dem Boden anpassen. Einzig bei sehr festen Waldböden und flach aufgesetztem Stock neigen sie etwas dazu, nach hinten durchzurutschen.
Discountstöcke werben gern mit gehärteten Spitzen, aber ein Test zeigte sehr deutlich einen enorm hohen Abrieb, ähnlich wie Kreide auf Asphalt, und so liegt deren Lebensdauer deutlich unter den Widia-Spitzen.
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11. Twist&Go
Swix’ Antwort auf das Pad-Problem. Man baute die Spitze um und setze eine Spitze und ein Gummipad auf zwei Schenkel, welche man durch einfaches Drehen wechseln konnte. Nutzt man das Gummipad, steht die Spitze dann nach oben und könnte zu Verletzungen führen. Um dies zu verhindern, ist zeitgleich eine kleine Schutzkappe eingebaut. Super Idee, wenn man häufig zwischen Wald- und Asphaltwegen wechselt.Allerdings scheint sich im Gebrauch die Schraube ab und zu mal zu lösen. Dann fällt die Spitze quasi ab.
12. Padhalter
Auch Padhalter sind eine gelungene Variante, die Gummipads mitzuführen. Vorbei die Zeiten, in denen man aufgrund des Straßenbelags dreckige Pads in die Hosentasche stecken musste und danach ein Waschgang nötig wurde.
Die Padhalter werden im oberen Bereich der Stöcke montiert und haben eine geriffelte Aufnahmefläche für die Pads. Daher einfach von der Spitze abziehen und auf den Halter aufstecken. Fertig.
Vorteil : Kann an jeden Stock montiert werden.
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13. Balanced-Drehsystem
Das einzige System, bei dem man die Spitzen/Pads nicht anfassen muss und saubere Hände behält. Die Gummipads sind speziell verarbeitet. Wenn man sie benutzt, ragt die Spitze aus dem Pad. Allerdings zeigt sie dann nach hinten.
Will man nun wechseln, wird einfach der Schaft gedreht, was mittels eines Drehgelenks unterhalb des Griffes funktioniert. Eine super einfache Handhabung, ohne dass man sich erst verrenken muss, um an die Spitze zu kommen. Siehe Video.
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14. Ergofit-Griff
Das Produkt eines Erfinders aus Österreich, welches das Problem der Handöffnung behob und wirklich gut funktionierte. Im Prinzip wurde der Griff mit einem Keil versehen. Sobald der Stock nach hinten geführt wurde, öffnete man die Hände ganz automatisch. Wenn man sich dann an das Öffnen der Hände gewöhnt hatte, konnte man auch gut umsteigen auf herkömmliche Griffe.
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15. Discountstock oder Markenware?
Wer einen Stock für einen Ausflug sucht oder nur sehr selten Stöcke braucht, der wird mit einem Discountstock zufrieden sein. Einzig die Schlaufen mindern das Walkinggefühl erheblich. Aber mit einem Preis von 15-20 € ein günstiger Einstieg.
Markenware bekommt man bereits ab 40,00 €, allerdings dann mit einfachem Carbon und Schlaufen. Wer plant regelmäßig zu walken, sollte besonders die Griff-/Schlaufenkombination testen. Das Material und ein guter Sitz der Schlaufe erhöhen den Komfort erheblich.
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16. Internet oder Sportgeschäft
Internet eignet sich dann, wenn man die zu kaufenden Stöcke kennt und seine Länge weiß. Für Neueinsteiger ist es sinnvoll, sich an ein Sportgeschäft oder einen Trainer zu wenden. Man sollte Stöcke vorher mal testen und sich beraten lassen. Nordic Walking-Stöcke halten sehr lang und so sollte auch der Kauf gut geplant sein. Besonders Größe, Griff und Schlaufe sind wichtige Kriterien.
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17. Gebrauchte Stöcke
Besonders Markenstöcke haben eine hohe Lebensdauer. Daher kann sich das durchaus lohnen. Die größten Schwachstellen sind die Spitzen und Schlaufe. Hier sollte man etwas genauer hinschauen. Eine Sichtprüfung reicht da aus, um möglichen Verschleiß zu erkennen.
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18. Stocktuning
Basteln am Stock ist keine schlechte Idee. Manchmal nur, um eine Spitze zu wechseln oder die Länge zu kürzen. Manchmal kommen auch neue Produkte auf den Markt und man will nicht gleich einen neuen Stock kaufen.
Basis ist dabei immer ein heißes Wasserbad. Die Spitze oder der Griff werden für 10min in kochendes Wasser gesteckt, damit sich der Heißkleber verflüssigt und die Teile dann abgezogen werden können. Jetzt kann man beim Wechseln einfach neuen Heißkleber nehmen und das neue Teil wieder anfügen.
Will man den Stock kürzen, empfiehlt sich auch wieder ein heißes Wasserbad. Anschließend lassen sich die überschüssigen Zentimeter einfach abschneiden. Dabei aber vorsichtig sein, denn Carbon splittert. Hier helfen zwei Lagen Thesafilm, womit die Schnittstelle einfach umwickelt wird.
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19. Wanderstöcke
Diese eignen sich nicht für Nordic Walking, da die Technik nicht unterstützt wird. Die Schlaufen verhindern das Loslassen des Stockes während der Schubphase. Man muss die Stöcke also permanent umklammert halten. Das verhindert die Pumpbewegung, um Wanderhände zu vermeiden und ist auch technisch nicht zu empfehlen.
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20. Leihstöcke
Wer für eine Tour ordentliche Stöcke haben möchte und nicht zum Discounter mag, kann sich in fast allen Sportgeschäften oder den vielen Trainern auch Stöcke leihen. Das ist nicht teuer und man hat in jedem Fall ein angenehmes Laufvergnügen.