In Deutschland gibt es circa 40 Millionen Wanderer und diese konnten sich bisher auf die Qualität bei den Wegen und Gastgebern verlassen. Der Begriff „Qualitätsregion“ suggeriert natürlich eine Region mit vielen Qualitätselementen, aber selbst ich finde nicht wirklich etwas konkretes dazu im Netz, außer Gastgeberinformationen. Dazu gehört natürlich auch die interessante Frage, ob man die Qualitätsregion wirklich braucht und was das für die Wanderer für Vorteile hat. Langsam werden es immer mehr Qualitätsregionen und gehen den Fragen aus Sicht des Wanderers einmal nach.
Qualitätsregion Wanderbares Deutschland
WANDERVERGNÜGEN GARANTIERT. Die Qualitätsregionen Wanderbares Deutschland garantieren ein vollendetes Wandererlebnis. Ob eine Tagestour mit Freunden oder Familie, ein kompletter Wanderurlaub ohne wechselnde Unerkunft oder Mehrtagestour mit großem Gepäck: Die Qualitätskriterien Wanderbares Deutschland genügen höchsten Ansprüchen hinsichtlich Wegen, Gastgebern, Service sowie Tourist-Informationen. Wer einmal in einer Qualitätsregion unterwegs war, für den wird das Logo Qualitätsregion Wanderbares Deutschland bei der Wahl seiner Urlaubsregion zum „Muss“.
Irgendwie genügt mir das nicht. Ich könnte aus Qualitätsregion auch Qualitätsweg machen und es würde passen. Da muss es einfach noch mehr geben, etwas das sich klar vom Qualitätsweg abhebt. Hilfreich ist dabei das PDF mit den Kriterien, das sehr interessant ist, aber nicht wirklich die Lektüre für Wanderfreunde darstellt. Insgesamt 44 Punkte beschreiben die Anforderungen, die eine Region erfüllen muss, um zur Qualitätsregion zu werden. Das alles zu beschreiben würde zu weit führen und daher hier die wichtigsten Punkte:
Vorbereitung
Der Wanderer möchte seinen Urlaub planen und dazu braucht es Informationen, Prospekte, Wegebeschreibungen, GPS-Daten, Gastgeber, Ansprechpartner vor Ort, evtl. geführte Touren und das in ausreichender Menge für einen Mehrtagesaufenthalt. Dazu gehören ebenfalls buchbare Angebote und eine Auswahl von Qualitätsgastgebern und Qualitätswegen in der unmittelbaren Umgebung. Das gilt für Kurzentschlossene, Wanderurlauber und Mehrtagestouren
Vor-Ort-Service
Die Touristinformation muss gut ausgebildetes Person mit Wanderkenntnissen haben und Samstags geöffnet sein. Das Thema Wandern muss auch von außen und beim Gastgeber gut dargestellt sein.
Wegevielfalt
Die Wanderinteressen sind ganz unterschiedlich und daher gibt es in einer Qualitätsregion Wege für sportliches Wandern, Familientouren, Gesundheitswandern, kulinarische Wanderungen, GPS- / Geocaching-Touren und eine barrierefreie Tour. Das kann immer variieren, aber es müssen 5 unterschiedliche Wege sein. Die Wege müssen gut vernetzt sein und unterliegen den strengen Qualitätsrichtlinien von Wanderbares Deutschland.
Diverses
Natürlich spielen Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Wegepflege, Beschilderungsservice, Rettungspunkte, Weiterbildung und Gesamtbild eine zentrale Rolle.
Ich hoffe ich habe es kurz genug zusammen gefasst.
Was bedeutet das für mich als Wanderer?
Ich kann mit einem guten Gefühl meinen Wanderurlaub planen und buchen. Die Kriterien berücksichtigen die Interessen verschiedenster Wanderfreunde und sorgen auf für einen kurzweiligen Mehrtagesaufenthalt. Faktisch ein Rundum-Sorglos-Paket für Wanderer.
Soweit die Theorie.
Wanderurlaub?
Kann man sich auf das Zertifikat zur Qualitätsregion verlassen? Ja und genau darum geht es ja. Wenn man die Region(en) kennt und auf den Wegen unterwegs war, dann passt es zu den Angeboten und als Gast, da bin ich mir ganz sicher, wird man zufrieden nach Hause fahren und hat viel positives zu berichten.
Ich denke das ist wichtig und zeigt auch das Engagement der Wanderregionen am Wandergast. Wer hier bucht bekommt mehr Wanderservice und Qualität. Das Ganzheitliche spielt dabei eine wichtige Rolle. Was bringt der schönste Weg, wenn das Quartier eine Katastrophe ist oder der Service der Touristinformation schwächelt? In Zeiten wo fast jeder Touristiker die Wanderfreunde bewirbt, ist ein solches Produkt eine sichere Insel und damit auch erstrebenswert für weitere Regionen.
Schön zu wissen, wie wichtig wir Wanderer geworden sind und natürlich profitieren wir auch von den Bestrebungen der Wanderregionen.
10 Gründe für einen Wanderurlaub in einer Qualitätsregion
- Ein Qualitätswanderweg ist die Basis
- Mehr Service in der Vorbereitung
- Weitere Wanderwege werden in der Region etabliert
- Neue Medien wie GPS Karten werden einbezogen
- Es gibt Qualitätsgastgeber
- Touristinformationen und Gastgeber haben spezielle Serviceleistungen für Wanderer
- Geschultes Personal
- Wanderangebote sind verfügbar
- Wandervereine sind als Wanderführer und ortskundige Berater eingebunden
Negatives aus den letzten Jahren
Nicht jeder verschreibt sich der Qualität und erst wenn man die ein oder andere Geschichte zu erzählen hat, wird einem bewusst, wie sinnvoll solche Qualitätsoffensiven sind.
Daher hier einige negative Erfahrungen:
Sacknass durch fehlende Schilder
Es war ein Nordic-Walking-Park und bezeichnete sich als größter Park in Europa und so schnappte ich meine Stöcke und auf ging es. Circa 30 Minuten bevor ich den Rundkurs beendete zogen schwere schwarze Wolken auf. Das schaffe ich noch!
So beeilte ich mich und stand plötzlich im Nachbarort, gut 1,5 Kilometer von meinem Ziel und Auto entfernt. 10 Minuten bevor ich beides erreichte kam ein Schauer mit dicken Regentropfen. Sacknass erreichte ich mein Auto, legte eine Decke auf den Sitz und es wurde heller und hörte wieder auf zu regnen…. Auf der Tour hatten mehrere Schilder gefehlt und leider auch eines das mir den richtigen Rückweg gezeigt hätte. Dann wäre ich trocken ans Ziel gekommen.
Eines der 10 schlechtesten Hotels laut Tripadvisor
Was bringen mir Sterne, wenn das Hotel so schlecht ist, dass es vor 3 Jahren zu einem der 10 schlechtesten in Deutschland gekürt wurde. Nach einem TV Beitrag im BR über die 10 Hotels, war ausgerechnet unser Gastgeber dabei und zog vom Leder. Gäste würde ihn erpressen mit schlechten Bewertungen, wenn er nicht Preisnachlässe gibt. Aus unserer Sicht allerdings gerechtfertigt.
Was hat das nun damit zu tun?
Ich wäre nicht ich, wenn ich daraufhin nicht die BTG, also die Stelle zur Sternenvergabe angerufen und über unseren Besuch informiert hätte. Nach unserem Punktesystem hat er die 3 Sterne aber verdient, darf sie behalten und bekam auch keine Auflagen. So die Antwort. Wozu dann ein Sternesystem?
Was bringen die besten Wanderwege, guter Service der Touristinformation, tolle Wanderführer und Ausflugsmöglichkeiten, wenn man zähneknirschend das Hotel verlässt?
Teures Wasser
Eine Wandergaststätte an einem heißen Sommertag und unser Wasser ging zur Neige. Wir fragten was eine Wasserflasche kostet und die Antwort: 2€ je 0,25L und „Steht auch auf der Karte“. Wir haben tatsächlich 8,00€ für die Flasche gezahlt und ich war nie wieder in der Region.
Service vom 1-Euro-Jobber
So nett wie der gute Mann auch war, aber die Wandermöglichkeiten des Wanderortes! kannte er nicht, nicht einmal ansatzweise. Hilfloses Schulterzucken und fragende Augen waren alles, war wir erhielten. Wenigstens gab es Prospekte und einige Informationen.
Wir haben uns dann noch etwas unterhalten und er entschuldigte in etwa so: Die eigentliche Angestellte ist im Babyjahr und er vertritt sie halbtags, während die andere Kollegin die andere Hälfte inkl. dem Schreibkram übernimmt.
Solche oder ähnliche Geschichten kennt wohl jeder. Dann lieber eine Qualitätsregion.
Qualitätsregion Wanderbares Deutschland – Ein Zukunftsmodel?
Es wird die Wanderbranche bereichern, selbst wenn es nicht jeden anspricht. Die Vorteile für den Gast sind vorhanden, spürbar und werden zur Mundwerbung anregen. Kurzfristig wird das nicht gehen, aber mittel- und langfristig dürften die Potentiale riesig sein. Qualität in der Wanderbranche hat sich durchgesetzt und ist ein Urlaubskriterium geworden, dass nun noch vielschichtiger den Gast von der Wanderregion überzeugt.
Ich hatte auch Gelegenheit mit einem Touristiker aus dem Norden zu sprechen, der mit den Vorgaben so seine Probleme hat. Dort gibt es bereits eine sehr gute Beschilderung die Wanderer und Radwanderer vereint, was sehr praktisch ist und ich konnte mich davon überzeugen, dass man sich nicht verläuft. An einigen Stellen sind Orte auch sehr nah zusammen und es ist schwer gute Wegeabschnitte zu finden. Aber einige Orte und ihre Sehenswürdigkeiten sollte man nicht umrunden, sondern sie besuchen. Im November habe ich erste Ansätze dazu gesehen und drücke der Region ganz fest die Daumen.
Mein Eindruck
Mir zeigt es auch, dass man solche Probleme angeht, wenn es den Wanderern einen zusätzlichen Erlebniseffekt gibt. Das muss auch so sein, weil es ja um den Wanderer geht und der im Norden auch mal andere Interessen, wie die im Süden.
Gerade Social-Media, wo ja auch Wanderbares Deutschland gut unterwegs ist, greift Meinungen, Interessen und Ideen von den Wanderfreunden auf. Was gefällt wem? Welche Strecken sprechen die Wanderer an? Was sind beliebte Familienziele? Kein anderes Medium verfügt über solche Rückinformationen und Reaktionen der Wanderer. Damit wird auch das Gesamtkonzept unterstützt und bietet Möglichkeiten für Pressearbeit.
Mein Fazit:
Es ist eine Win-Win Situation für Gäste und Gastgeber, aber es wird noch etwas Zeit brauchen, bis es fest in der Wanderbranche etabliert ist. Mit dem Frankenwald und Sauerland haben sich 2 Top-Wanderdestinationen diesem Konzept verschrieben und es sind weitere in den Vorbereitungen. Vor allem sehe ich hier auch ein riesiges Potential für innovative Ideen bis hin zu Veranstaltungen wie die Winterwandertage oder den Frankenwald Wandermarathon. Sich zeigen, die Wanderer zu begeistern und sich vom Einheitsbrei abheben, dass wird immer wichtiger und ich freue mich auf die Zukunft der Wanderbranche.