Mit der folgenden Umfrage startet auch eine Idee. Sie soll die Natursportler mit anderen Interessenvertretern zusammen bringen und was sich zuerst sehr formal anhört, könnte für deutlich weniger Stress sorgen und neue Ideen für die Zukunft bringen. Es wird spannend, schwierig, neuartig und facettenreich. Helft mit der Umfrage diese neuen Ziele zu erreichen und damit unsere Sportarten und die Natur zu schützen.
Die Umfrage ist Teil des Projektes Natursport.Umwelt.Bewusst vom Deutschen Wanderverband, das mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit gefördert wird. Ziel ist, die Kommunikation zwischen Natursporttreibenden untereinander und mit anderen Gruppen aus Landwirtschaft, Naturschutz, Waldeigentum, Toursimus etc. tiefer zu verstehen und zu verbessern.
Natursport.Umwelt.Bewusst
Der Redebedarf als Luxusgut im Natursport
Das riecht förmlich nach einer Menge Konfliktpotenzial.
War das schon immer so?
Wer heute draußen unterwegs ist, kann sich dank der neuen Medien ganz anders organisieren und braucht keinen Verein. Damit wird es auch immer schwerer Regeln durchzusetzen oder Bedürfnisse zu erkennen. Das heißt aber nicht, dass es keine Probleme gibt. Einige nimmt man hin, aber zum Beispiel werden Gipfelkreuzkletterer regelrecht in der Luft zerrissen und auch bei Umweltzerstörung oder Müll in Nothütten, verstehen Natursportler absolut keinen Spaß. Die Postings schlagen da oft über die Stränge. Hört sich etwas nach Wildwest an, aber so drücken sich viele für ihre Belange aus.
Das Ziel des Projektes Natursport.Umwelt.Bewusst
Es ist ein Lernprozess über die Kommunikationswege und der Entwicklung neuer Wege um die gemeinsam genutzte Natur zu schonen, aber auch die Kommunikation der Natursportler mit anderen Interessensgruppen zu verbessern. Der Redebedarf darf kein Luxusgut sein, sondern muss für alle Beteiligten wünschenswert werden, faktisch zum normalen Alltag werden.
Hier werden sich bestehende Verbände neu orientieren und angestaubte Vorgehensweisen neu bewerten müssen. Nur diese Einsicht wird aber kaum reichen, das wird ein Prozess werden und einen langen Atem brauchen. Aber es ist auch erstrebenswert und könnte mittel- und langfristig eine wertvolle Basis der Kommunikation bilden.
In der Pressemitteilung heisst es:
Im Einzelnen ist geplant, einen Dialogprozess zwischen allen beteiligten Nutzergruppen zu initiieren. Dafür sollen digitale Kommunikationskanäle der Natursporttreibenden identifiziert und erprobt werden. Ansätze zur Vermeidung von Nutzerkonflikten sollen gemeinsam mit allen Akteuren entwickelt werden und zwar unter der Maßgabe, sowohl für die Belange des Umwelt- und Naturschutzes als auch für die Interessen anderer Nutzergruppen zu sensibilisieren.
Der Projektbeirat setzt sich zusammen aus 24 Vertretern von Verbänden und anderen Interessensgruppen. Neben den Akteuren verschiedener Natursportarten wie Wandern, Geocachen und Mountainbiken repräsentiert das Gremium Grundbesitzende, Parkverwaltungen, Naturschutz, Tourismus, Landwirtschaft sowie Jagd und Forst. Thematisiert wurden während der Sitzung in Kassel die bisherigen Möglichkeiten, mit Natursportreibenden in Kontakt zu treten. Mehr Aufschluss dazu soll eine geplante Befragung zum Kommunikationsverhalten von nicht organisierten Natursportlerinnen und Natursportlern bringen. Schließlich wurden die im Rahmen des Projektes geplanten Veranstaltungen vorbereitet.
Das DWV-Projekt „Natursport.Umwelt.Bewusst“ wird bis Juni 2019 gefördert durch das Umweltbundesamt mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit.
Und 2018?
Als ich 2002 die beiden größten Plattformen der Nordic Walker aufgebaut habe, kam parallel eine weitere interessante Freizeitbeschäftigung auf. Das Geocaching. Während sich bis zu 8 Nordic Walking Verbände! um die Nordic Walker und die damit verbundenen Kurse in unerträglicher Weise gestritten haben, etablierte sich bei den Geocachern eine ganz neue Art der Kommunikation. Foren waren damals den Kinderschuhen entwachsen und boten eine ideale Grundlage für gemeinsames Fachsimpeln. So lernte ich auch schnell den damaligen Admin des Geoclub-Forums kennen, der gerade sein Ibiza Video verbreiten wollte. Damals war es völlig normal, dass man sich half. Er war zum Cachen auf Ibiza und zeigte, wie spannend das sein kann. Kein Wunder, dass sein Forum wuchs und die Notwendigkeit eines Vereins oder gar Verbands gar nicht gegeben war.
Immer mehr Kommunikationsmöglichkeiten
Regeln gab es eigentlich nur für die Caches selber. Wichtigste Regel: Verlasse den Cache so, wie du ihn gefunden hast. Irgendwie gehörte auch dazu, dass man um den Caches nichts zerstört. Unauffällig sein, war die Devise. Da waren es eher die Nicht-Eingeweihten, die Muggel, wenn sie zufällig auf die Tuben und Dosen stießen.
Obwohl die Cacher keine Rowdies im Wald sind, Probleme gab es dennoch. An der Spitze stehen sicherlich die Einsätze der Bombenentschärfer. Aber auch Caches in Höhlen mit Fledermäusen, Naturschutzgebieten oder solche Aktionen wie B. Hoecker in seinen Buch beschreibt, wo er auf einem Mammutbaum mit Bergsteigerausrüstung klettert, fachen immer öfters Diskussionen an.
Hier schreit es geradezu nach Konflikten zwischen Naturschützern und den Cachern, aber wer sollte diese schlichten? Wie bringt man 2 Parteien an einen Tisch, wenn eine gar kein Sprachrohr hat? Dabei reden wir hier nur von einer Gruppe, denn auch andere Natursportarten sind nur frei organisiert.
Dazu kommt, dass Geocaching auch bei vielen anderen Freizeitlern beliebt ist. Campingfreunde machen es ebenso wie Wanderer, und Bergsteiger finden auch gerne mal einen Cache. Sogar Personen die sonst kaum vom Sofa hoch kommen, probieren sich an Rätselchaches.
Wie kommunizieren Geocacher?
Ich habe in meinem Bekanntenkreis recht viele Geocacher und ich bin immer wieder überrascht, dass die bevorzugte Kommunikation von Mensch zu Mensch ist. Die Empfehlung hat immenses Gewicht und ist meist die Mischung aus schöner Natur, interessanten Caches und evtl. einem Biergarten in der Nähe. Geselligkeit spielt eine enorme Rolle. Nicht selten gehen einige zu Cachertreffen, die von kleinen Gruppen bis zu Events reichen. Unterstützt wird das sehr häufig durch den Messenger oder Facebook, wo man dann Termine und Einladungen koordiniert.
Dank Smartphone stehen auch Gruppen im Vordergrund, besonders mit Regionalcharakter. Per Whatsapp frag man schnell mal in die Runde und hat prompt eine Nachmittagsbeschäftigung.
Wie könnte es in Zukunft aussehen?
Diese Vielfalt ohne Regeln braucht eigentlich eine Basis, ein Sprachrohr, eine Autorität. Den meisten wäre ein Verband oder Verein eh egal, aber ein Runder Tisch zur Ideenfindung bis Schlichtung? Das klingt doch nach einer vernünftigen Lösung.
Nach 15 Jahren im Natursportbereich mit großen Portalen und Kontakten, sehe ich nicht DIE Lösung oder hätte ein Patentrezept. Ich sehe wie sich die Vereine verändern, Ehrenamt wichtig ist, die Menschen immer weniger Freizeit haben. Ich sehe aber auch, dass Natur für viele immer wertvoller wird und die Menschen dorthin drängen und sogar lange Staus in Kauf nehmen.
Der starke Wunsch nach Natur, die immer mehr werdenden Interessen und Streitigkeiten dürften die nächsten 5-10 Jahre fortschreiten. Da bin ich mir sicher.
Wir leben in der Zeit ohne Zeit, wo wir mit einem kurzen Trip in die Natur, viel Erholung wollen und diese mit vielen anderen Interessensgruppen teilen müssen. Dafür darf es nicht noch mehr Gesetze oder Regeln geben, sondern einfache Lösungen die man verbreitet. Es muss etwas sein, wo die Menschen gerne und freiwillig dabei sind. Wo der Einzelne zum Sprachrohr wird.
Kontakte:
Infos: Jan Fillisch, Tel. 0561 / 9 38 73 -18, E-Mail: j.fillisch@wanderverband.de
Pressekontakt: Jens Kuhr, Tel. 05 61 / 9 38 73-14, E-Mail: j.kuhr@wanderverband.de