
Dank Wandern zurück im Leben
17% Herzleistung und es kam noch schlimmer

Unglaubliche Geschichten hören wir oft von anderen Menschen, aber diese ist meine und zeigt, wie Wandern bei Herzproblemen helfen kann. Noch heute klingen mir Sätze in den Ohren wie „ es wird wohl ein Herzschrittmacher notwendig sein“, „plötzlicher Herztod“, „das Herz hängt wie ein schlaffer Sack“ oder „ Herzzwischenwand und andere Bereiche arbeiten nicht mehr“. Aber ich bin doch erst 37… und immer wieder fiel mir die Geschichte von Hartwig Gauder, dem Läufer mit 3 Herzen ein.
Wie kam es dazu
Vor knapp einem Jahr gingen die Beschwerden los. Ich bekam Konditionsprobleme und war recht schnell außer Atem. Mein Hausarzt meinte, es ist Pollenzeit und könnte daher kommen. Besser wurde es nicht, aber man gewöhnt sich etwas dran. Dazu war ich immer schnell down, lustlos und es fiel mir schwer mich zu irgendwelchen Aktivitäten aufzuraffen. Dann kam ein Blubbern in der Lunge hinzu, sobald ich mich ins Bett legte. Das war so laut, dass es sogar meine Frau hörte. Mein Hausarzt: Das sind die Bronchien..
Der Eklat war dann bei den 24 Stunden von Bayern. Wir hatten bereits ab Mittwoch Bilder von Inzell um Umgebung gemacht. Die viele Aktivität rächte sich am Samstag zum Start. Das viele hin und her ist auch stressig und spätestens auf dem Weg hoch zu der Ponystation zum Thema Salztransport, ging gar nichts mehr.
Es war wirklich nur der Weg von der Strasse zur Station aös Treppe. Vielleicht 60 oder 70 Stufen bergauf. Dennoch brauchte ich 2 Pausen, trank meinen halben Camelbak leer und schwitze wie in einer Saune. Ober angekommen war ich kaum noch in der Lage zu laufen. Manu sagte, ich war grau im Gesicht. Es hat über 30 Minuten gedauert, bis ich wieder in der Lage war, zurück zum Auto zu laufen.
In diesen Tagen kam ich kaum noch unsere Treppe hoch. Meine Frau musste den Einkauf alleine tragen, es ging einfach nicht.
Nach dem Event dann Hausarzt und endlich, nach 3 Monaten Fehlbehandlung auf Bronchitis und Pollen, hängte er mich an ein EKG.
Hektik. Der Arzt war nervös, ich durfte nicht mehr aufstehen und der Notarzt war bereits unterwegs um mich sofort ins Krankenhaus zu bringen. Nach über 3 Monaten Falschbehandlung, ging plötzlich alles ganz schnell.
Ein Herzspezialist untersuchte mich und ein wirklich depremierendes Gespräch folgte. Ich durfte das Krankenhaus zwar verlassen, musste aber gleich am nächsten Morgen einchecken. Fragt lieber nicht, wie es Manu ging.
Die Diagnose : 17% Herzleistung
Nach mehreren Untersuchungen kam die Diagnose. 17% Herzleistung ( normal 50 oder bei sportlich aktiven 55% ) und massiv Wasser in der Lunge. Daher kam auch der Konditionsverlust und das Blubbern. Ich hatte also so viel Wasser in der Lunge, dass es beim hinlegen bis in die Brpnchien schwappte und sich die Luft den Weg durch das Wasser suchen musste. Strange.
Diese Diagnose passt eher zu einem 100jährigen, als zu mir. Erst 37 und dann so etwas. Vor allem der Satz mit „plötzlicher Herztod bei Aktivitäten“ rief sofort die Ereignisse bei den 24 Stunden in mein Gedächtnis. Das hätte auch ganz anders ausgehen können, dachte ich bei mir. Den Satz, es ist ein Wunder das sie noch leben, würde ich noch öfters hören.

Aber es kam noch schlimmer.
Teile meines Herzens arbeiteten gar nicht mehr. Die Linke Seite war faktisch völlig außer Gefecht. Massive Herzrhythmusstörungen waren die Folge. Man überlegte ob ich einen speziellen Herzschrittmacher bekommen sollte.
Durch die 3 Monate Fehlbehandlung, war auch nicht mehr nachvollziehbar, warum das Herz so schwach war. Das machte die Behandlung noch einmal schwieriger.
In kleinen Schritten vorwärts
Die Ärzte entschieden sich gegen den Herzschrittmacher, dafür musste ich aber 3 Monate eine spezielle Weste tragen ( Tag & Nacht). Es war eine Mischung aus EKG und Defibrillator. Falls ich umkippte, sollte er mich per Stromschlag automatisch zurück holen.
Das gab mir aber gewisse Freiheiten und ich konnte Spaziergänge machen. Ich übertrieb es nicht und schonte mich. Bei der nächsten Herzuntersuchung im September war ich dann bei 28% Herzleistung. Mittlerweile waren auch Treppen nicht mehr das Problem.
Hinzu kam eine enorm erhöhter Wert an roten Blutkörperchen. Im Prinzip ist das wie Doping. Diese können mehr Sauerstoff transportieren und das war die Reaktion des Körpers auf die geringe Herzleistung. Genial.
In den nächsten Monaten wurde es immer besser. Im November lag ich dann bei 40% und es ging mir schon gut.
Anfang des Jahres dann eine 6-7 Wochen anhaltende Erkältung, Grippe und Krabbelhusten. Die Herzspezialisten waren sich zu 95% sicher, dass ich eine Grippe verschleppt hatte und ich ein Virus auf dem Herz hatte, der das Herzversagen ausgelöst hat.
Würde sich das nun wiederholen? Ende Februar dann massive Schmerzen im Lungen- und Herzbereich. Wieder diese flache Atmung und Symptome die ich noch vom letzten Jahr kannte. Nach der langen Erkälten und Grippe hatte sich aber nur das Lungenfell entzündet. In der Zeit war Laufen kaum möglich, aber ab und zu tat es wirklich gut.
Das Wandertraining

Seit Anfang März kann ich wieder regelmäßig längere Strecke wandern. Ich beschränke mich zwar noch auf 5-12 Km, aber mir geht es dabei echt gut und tendenziell werde ich das steigern. Auch Höhenmeter gehen immer besser und
Wandern und auch Nordic Walking waren die letzten 6 Wochen mein Training, davor Spaziergänge oder mal 7 km zum einkaufen laufen. Ausdauerintensivere Sportarten oder Kraftsport wären einfach nicht möglich gewesen. Das sanfte, aber regelmäßige Wandern und Nordic Walking haben nun ein kleines Wunder geschafft.
Bewegung in angepasster Form ist wirklich das A und O gewesen. Es hat mir geholfen mich zu rehabilitieren und nun werde ich meine Rente wohl doch erreichen.
Das kleine Wunder
Gestern war ich beim Herzspezialisten, dem Professor Messmann im Juliusspital Würzburg. Ich werde seinen Blick wohl niemals vergessen, als er anerkennend sagte: Sie haben 60% Herzleistung. Das ist mehr als der Durchschnitt und entspricht einem leichten Ausdauersportler. Ein beachtlicher Wert nach der Ausgangssituation. Angepielt waren 40%… und das war schön optimistisch…
Auch andere wichtige Werte haben sich in den letzten 2 Monaten deutlich verbessert. Es geht mir aktuell so gut wie schon lang nicht mehr. Ein paar Sachen habe ich noch vor mir, aber das wird schon 😉
Nun wird weiter gewandert.
Macht Nordic Walking
Auch wenn es oft belächelt wird, es gibt kaum eine Sportart, die ein so effektives Training ermöglicht. Es trainiert fast den gesamten Körper, ich gut für die Ausdauer und kann auf Gesundheitsprobleme angepasst werden.
Danke:
An die Herzspezialisten im Juliusspital, meinem Hausarzt, Freunde die mich aufmunterten und meiner Frau.

Über mich
Ich bin Wanderer und habe mit Schöne Aussicht.de einen Reiseblog zum Wandern. Gegründet 2002 als Nordic Walking Blog, wurde der 2009 zum Wanderblog und es freut mich sehr, dass ich täglich bis zu 3.500 anderen Wanderern tolle Wanderwege, Ausflugsziele und Events empfehlen kann.
Immer mit dabei ist meine Malamute Hündin Laila, die unterwegs alle Wanderer um die Pfoten wickelt. Die holen sogar die Wurst vom Brot zum Füttern 😉
Schaut ab und zu vorbei!
Euer Mad